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Trend oder Einsicht? Warum und wie immer mehr Menschen zu Selbstversorgern werden.


Selbstversorgung bedeutet “das Sich-selbst-Versorgen (mit Nahrung, bestimmten Gütern o. Ä.)”. So beschreibt es der Duden. Der Produzent ist derselbe Mensch wie der Konsument. Was vor einigen Jahrhunderten überlebensnotwendig war, gewinnt heute wieder an Bedeutung. In Deutschland gibt es ca. 40,66 Millionen Verbraucher, die sich zur Gruppe der Selbstversorger zählen. Macht das wirklich Sinn?


Die wohl größten Argumente vieler Selbstversorger, welche für deren Tätigkeit und gegen den übermäßigen Konsum sprechen, sind die Folgenden: das Nicht-Erkennen der Quelle der Lebensmittel sowie Tierquälereien und ungesunde Chemikalien an Pflanzen. Durch das Führen eines Gartens oder dem gerechten Halten von Nutztieren wollen die Anti-Otto Normalverbraucher gegen den Strom schwimmen und ihre Grundbedürfnisse in einer gesunden Art und Weise erfüllen. Aber sie haben mit ihrem Tuen nicht unrecht: Allein in Deutschland werden jährlich 1760 Schwimmbäder voll Palmöl verbraucht. Für die Jahre 2021 und 2022 sei beispielsweise ein Palmölverbrauch von 75,66 Millionen Tonnen von der USDA prognostiziert, so Sandra Ahrens von “Statista”. Somit, wenn aus dem Hektar voll Ölpalmen rund 3,4 Tonnen Palmöl gewonnen werden kann, werden rund 19 Hektar abgeholzt! Das sind ca. 27 Fußballfelder! Und Palmöl steckt in so einigen Lebensmitteln. Ich persönlich habe meinen eigenen Kühlschrank durchforstet (welcher hauptsächlich aus Bio-Produkten besteht) und fand das besagte Pflanzenfett bereits in Nahrungsmitteln wie Margarine und dem allseits bekanntem Brotaufstrich Nutella. Irgendwo verständlich, schließlich ist Palmöl total billig: Auf dem Markt bekommt man das Pflanzenöl bereits für 1,45 Euro pro Kilo. Dafür schädigt die Abholzung, um an diese Zutat zu kommen, leider auch den Regenwald und die dort heimischen Tiere, wie den stark gefährdeten Orang-Utan. Noch dazu kommt, dass Palmöl ungesund ist: Als eine gesättigte Fettsäure ist Palmöl eher negativ, außerdem kommt es beim Verarbeiten dessen auch zum Entstehen von MCPD (Monochlorpropandiol), welches in einigen (es tut weh, das zu sagen) Tierversuchen Tumore verursachte und beim Menschen zudem Nierenveränderungen bewirken kann. Man kann die Liste mit gefährlichen, bzw. gesundheitsschädlichen Zutaten nun lang weiterführen, ich belasse es doch bei diesem, meiner Meinung nach sehr abschreckendem Beispiel.


Somit hätten wir wohl einen Punkt, der für das Selbstversorgen spricht, abgehakt. Viele Menschen sagen sich nun also, dass das eigene Versorgen mit Lebensmitteln durchaus eine Menge Vorteile mit sich zieht. Wie jedoch fangen diese Menschen an?


Ein bestimmtes “So muss das sein!” gibt es nicht. Denn jeder schätzt das Thema ein wenig anders ein. Nun einige Fragen an Sie, liebe Leser: Wie definieren Sie Selbstversorgung? Was wollen Sie ändern? Warum würden Sie etwas ändern? Was würde Sie dazu bewegen, nein zum Markt und ja zum Selbstversorgen zu sagen? Denken Sie, Sie seien in der Lage, sich 100% selber zu versorgen? Oder doch nur zum Teil? Ein Beispiel jedoch ist das Anlegen eines eigenen Gartens: Es werden Nahrungsmittel angebaut, welche selbst gegossen und gepflegt wurden und ganz sicher nicht gespritzt sind. Das erfordert auch wieder das eigene Gedankengut: Sie können Sich selbst aussuchen, ob Sie kleine Gürkchen und Tomaten ernten oder Weizen dreschen wollen. Gartenarbeit ist für viele entweder ein großer Spaß oder aber eher eine Qual. Diese Lebensmittel lassen sich dann aber auch prima haltbar machen, um sie später zu vertilgen oder aufzuheben, wenn der Supermarkt mal wieder leer gekauft ist ;)… Haltbar machen ist auch nicht nur das Einsperren von Gemüse in Einmachgläsern; auch, und das ist viel einfacher, einfrosten verlängert die Zeit, in welcher das Essen existiert. Die verschiedenen Techniken, Essen haltbar zu machen, gibt es schon seit hunderten von Jahren. Welche Essensgüter man wie einfriert, können Sie auf vielen Seiten und bei einigen Ratgebern nachlesen. Kommen wir nun zu einem kurzen Exkurs, weg von der Welt des Essens. Denn auch so einige Pflegeprodukte lassen sich zuhause nachmachen: Ein einfaches Zahnpasta Rezept, dessen Zutaten sich nachhaltig kaufen lassen, ist das folgende: Jeweils ein Esslöffel Kokosöl und Heilerde und ein bis zwei Tropfen Pfefferminzöl. Unter anderem wirkt das Öl entzündungshemmend und antibakteriell. Klamotten erfordern schon mehr handwerkliches Geschick: Spinnen oder Stricken ist nicht jedermanns Sache, jedoch auch ein möglicher Schritt zum Super-Selbstversorger :). Wer die Zeit hat, sowas zu erlernen, hat aber ein Paar schöne neue Hobbys und beeindruckende Fähigkeiten. Dafür geeignet sind Schafe, weil sie Fleisch, Milch und Wolle liefern. Das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft fördert sogar die Zucht und Haltung bedrohter Nutztiere wie das Merinofleischschaf.


Wer Zeit hat und den Aufwand zu bewältigen weiß, der kann sich auch Hühner zulegen. Sie liefern beispielsweise Eier und Fleisch. Als das “Einsteiger-Tier” sind sie sehr pflegeleicht.


Es gibt so viele Dinge, die man selbst machen kann, wenn man nur will. Das Wichtigste ist der Ehrgeiz und die Lust (ohne jetzt irgendwen schlecht zu machen, der nicht will), etwas zu ändern. Heutzutage ist eine Menge möglich. Denn wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Überzeugen Sie sich selbst, werte Leserschaft. Auch kleine Schritte tragen zu einer gesunden Lebensweise bei und bringen eine Menge Spaß und die Erweiterung des eigenen Horizontes mit sich. Fest steht: Egal ob Trend oder kein Trend: Wer Lebensmittel selbst herstellt, wird feststellen, wieviel Energie man braucht, um ein fertiges Produkt zu erhalten. Eine gesunde Lebensweise und das eigene Arbeiten hat noch niemandem geschadet.

Clara

Quelle: Unsplash

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