Jordan Turpin ist eine mittlerweile 22-jährige Frau, die mit ihren zwölf Geschwistern nicht die Kindheit erfahren durfte, die normalerweise jedes Kind verdient.
Das Haus, in dem das von Schein und Leid geprägte Leben der, teilweise schon erwachsenen, Kinder von David und Louise Turpin bis zum 14.01.2018 stattgefunden hat, ist heute unter dem Titel “Das Horrorhaus von Perris” bekannt. Perris ist die Stadt in Kalifornien, in welcher die Turpins damals lebten.
Die 13 Kinder durften nur einmal im Jahr, nämlich am Muttertag duschen, bekamen höchstens eine Mahlzeit am Tag und waren teilweise stundenlang gefesselt. Jordan Turpin selbst berichtete in einem Fernseh-Interview, dass sie nachts manchmal aufwachte und keine Luft bekam, weil es im Haus so unglaublich stickig war. Außerdem mussten ja auch die Kinder mal auf Toilette, die gefesselt waren, weshalb es überall nach Fäkalien roch. All das blieb Jahre lang das Geheimnis der vermeintlich liebevollen Eltern, die ihre Kinder hin und wieder für scheinbar perfekte Familienfotos posieren ließen. Doch hinter dem Schein verborg sich ein grausames Sein, das selbst den Nachbarn und Verwandten verborgen blieb.
Im Laufe der Zeit realisierten die älteren Kinder, dass sie kein normales Leben führten. Die damals 17-jährige Jordan beschloss dem ein Ende zu setzen und flüchtete am 14.01.2018 als es noch dunkel war aus ihrem Elternhaus. Ihr war klar, dass es ihr Tod sein würde, wenn ihre Eltern ihr Handeln bemerkt hätten, aber ihr war egal, ob sie in diesem Haus stirbt oder während der Flucht aus diesem heraus. Doch so weit kam es glücklicherweise nicht, denn es gelang ihr, das Haus mit einem alten Briefumschlag und einem deaktivierten Handy durch ein Fenster zu verlassen. Sie brachte einige Meter Distanz zwischen sich und ihr “Zu Hause”, aktivierte das Telefon und wählte 911. Weil sie nicht einmal den Namen der Straße kannte, auf der sie wohnte, laß sie die Buchstaben und Zahlen vor, die sie dem Briefumschlag entnehmen konnte und wurde kurze Zeit später von den Beamten gefunden, die nicht wenig geschockt waren, als sie von ihren zwölf Geschwistern erzählte, die noch von zu Hause weggeholt werden müssen. Sie sagte, dass zwei ihrer jüngeren Schwestern im Moment gefesselt sind, weil sie vor Hunger das Essen ihrer Mutter geklaut hatten.
Alle Kinder von David und Louise Turpin waren verwahrlost, blass und mangelernährt, sodass die meisten viel jünger aussahen als sie eigentlich waren. So wurde zum Beispiel die 17-jährige Jordan für ein 10-jähriges Mädchen gehalten und fünf ihrer älteren Geschwister, die zu dem Zeitpunkt zwischen 20 und 29 Jahre alt waren, hielt man für Teenager. Die Polizisten und Notärzte brachten die Kinder in ein Krankenhaus und die Eltern hinter Gitter.
Jordan rettete mit ihrem Mut nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer sieben älteren und fünf jüngeren Geschwister. Sie hatte keinerlei Erfahrung, was das Kommunizieren mit unbekannten Menschen angeht, traute sich aber trotzdem, Hilfe zu holen!
Heute, fünf Jahre später, strebt sie es an, Motivationsrednerin zu werden und hat es sich zur Mission gemacht, anderen Menschen zu helfen und ihnen das Gefühl zu geben, geliebt zu werden, da sie selbst als Kind davon überzeugt war, dass sie nichts wert und unwichtig ist. Dabei ist sie ein so unfassbar mutiger, tapferer und besonderer Mensch und vor allem der Schlüssel in die Freiheit: Für sich selbst und ihre Geschwister.
(Laura)
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